20. November: Transgender Day of Remembrance in der Pfarre Bad Kreuzen (OÖ)
Der 20. November ist weltweit ein besonderer Tag. Für manche Menschen fühlt sich das ihnen bei der Geburt zugewiesene Geschlecht nicht passend an. Obwohl sie zum Beispiel körperlich wie ein "typischer" Mann aussehen, sind sie eigentlich eine Frau. Oder umgekehrt, eine körperlich "typische" Frau, ist eigentlich ein Mann. Manche lassen sich operieren und ihr körperliches Geschlecht dem gefühlten anpassen. Jährlich werden weltweit ca. 300 solche Trans*personen ermordet. Deshalb trauert die Transgender-Community am 20. November um diese. Ich werde für sie, deren Flagge diese ist, in den Fürbitten beten.
Fürbitte (nach allen anderen Fürbitten)
(© Franz Harant 2022)
Menschgewordener Gott,
wir bitten dich um Kraft für Trans*-Menschen,
die sich ihr Sosein nicht ausgesucht haben,
damit sie nicht mutlos werden
angesichts der Gräueltaten,
die an ihren Transgender-Geschwistern begangen wurden.
Gib ihnen Zuversicht
und zeige ihnen –
auch durch uns,
dass sie deine von dir geliebten Geschöpfe,
unsere Schwestern und Brüder sind.
Hinweis zur Regenbogenpastoral (am Ende des Gottesdienstes)
(© Franz Harant 2022)
Dass wir heute für Trans*-Personen gebetet haben, beruht auf dem lehramtlichen Auftrag zur Regenbogenpastoral, den es schon seit 1992, also 30 Jahre, in der römisch-katholischen Kirche gibt, und den Papst Franziskus immer wieder einmahnt. Im "Katechismus der Katholischen Kirche" (KKK 2358) wird anerkannt, dass es "[e]ine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen [gibt], die homosexuell veranlagt [sind]." "Die nicht geringe Anzahl" sind fünf bis zehn Prozent aller Menschen. Die wenigsten von ihnen sind sichtbar. Und es wird im Katechismus darauf hingewiesen:
"Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt […]. Ihnen ist mit Achtung, Mit[gefühl] und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen."
Erst vor acht und sieben Jahren, also 2014 und 2015, hat die Weltbischofsynode sich erneut mit diesen Menschen beschäftigt. Zusammenfassend hat Papst Franziskus am 19. März 2016 in "Amoris laetitia" (AL 250), in "Freude der Liebe", formuliert: "[…] Mit den Synodenvätern habe ich die Situation von Familien bedacht, welche die Erfahrung machen, dass in ihrer Mitte Menschen mit homosexueller Orientierung leben […]." Dem Papst ist wichtig, "eine respektvolle Begleitung zu gewährleisten."
Heuer, am 8. Mai, hat Papst Franziskus auf eine Anfrage sehr deutlich geantwortet. "Gott ist Vater und er verleugnet keines seiner Kinder. Und 'der Stil' Gottes ist 'Nähe, Barmherzigkeit und Zärtlichkeit'." Weil aber trotzdem, auch in der römisch-katholischen Kirche, Lesben, Schwule, Bi-, Inter- und Transsexuelle, also queere Menschen, Ablehnung erfahren, hat der Papst handschriftlich mitgeteilt: "Ich möchte, dass sie es nicht als 'Ablehnung der Kirche' anerkennen, sondern 'der Menschen in der Kirche'".
Franziskus weiß also, dass sich manche Katholikinnen und Katholiken mit der Anerkennung von LGBTIQ-Menschen schwer tun. Und deshalb verweist er darauf, dass "[e]ine 'selektive' Kirche, eine des 'reinen Blutes', […] nicht die Heilige Mutterkirche [ist], sondern eine Sekte." Leider gibt es in der römisch-katholischen Kirche solche "Sektierer". Blicken wir also im Sinne des Papstes auf diese Menschen und begegnen wir ihnen wohlwollend. Heute haben wir das mit der Fürbitte getan.
Ein Mini-Interview mit dem Heiligen Vater
Franz Harant
Leiter der REGENBOGENPASTORAL ÖSTERREICH
20. November 2022