Der LGBTIQ*-Regenbogen und die Kirche
Die Debatte um das Verhätlnis von LGBTIQ*-Community, dem Regenbogen-Symbol und die Kirche wurde diese Woche um zwei Beiträge erweitert. Der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky meldete sich dazu in seiner wöchentlichen Kolumne in den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) zu Wort: Für ihn steht der Regenbogen durch seine Verbindung zwischen Himmel und Erde für eine feste Verbindung zwischen Gott und der Schöpfung. Mit allen Spektralfarben symbolisiere er zudem die "Einheit in Vielfalt" und die Harmonie aller Geschöpfe, derzeit die "größte Herausforderung", so Turnovszky. Der Innviertler Pastoralassistent Florian Baumgartner meinte in der aktuellen Linzer Kirchenzeitung, Kirche müsse die Sexualität insgesamt "neu bewerten". Mit der Katholischen Jugend Österreich wolle er daher die Regenbogenpastoral ausbauen.
Die Regenbogenfahne stehe nicht nur für Veränderung, Frieden, Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von Lebensformen, sie sei auch "ein biblisches Symbol für den Bund Gottes mit allen Lebewesen, nicht nur den Menschen, den Gott nach der Sintflut Noah und seinen Nachkommen zugesagt hat". Turnovszky, der in der österreichischen Bischofskonferenz für Jugendfragen zuständig ist, verwies dabei auch auf das Buch Genesis, Kapitel 9, Verse 8 bis 17.
Die Frage nach einem respektvollen Umgang mit der Vielfalt sexueller Identitäten und Lebensformen und dem gleichzeitigen Schutz der Meinungsfreiheit für kritische Anfragen erscheint Turnovszky derzeit als "die größte Herausforderung im Umfeld der zeitgenössischen Regenbogenkultur". Denn herausfordernd sei die Spannung zwischen Einheit und Vielfalt: Gott habe die Welt höchst vielfältig geschaffen, woraus sich die Meinungsvielfalt ergebe, erklärte der Weihbischof der Erzdiözese Wien.
Der Regenbogen stehe aus biblischer Sicht für Verbindlichkeit, Treue und Verlässlichkeit. Das alles habe für Gott ein besonderes Gewicht, speziell in menschlichen Beziehungen. Deshalb habe jede beständige, treue und verlässliche Beziehung zwischen Menschen "einen hohen Wert". Erinnert an die treue Liebe Gottes zu jedem Geschöpf bete er selbst täglich zu Gott, die Menschen zu lehren, wie er sich das Leben auf der Erde erträume. "Er darf ruhig bei mir anfangen, denn ich habe noch viel zu lernen", schrieb der Weihbischof abschließend.
Sexualität neu bewerten
Ein weiterer Vorstoß für mehr Offenheit und Toleranz kam nun auch von der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), die die Regenbogenpastoral ausbauen will. "Kirche und schwul sein, das geht sich miteinander aus", sagte Florian Baumgartner in der aktuellen Ausgabe der Linzer Kirchenzeitung. Die katholische Kirche müsse Sexualität neu bewerten, was neben der Homosexualität auch das Thema Sex vor der Ehe betreffe.
Baumgartner setzt sich seit Jahren für die Gleichberechtigung von Homosexuellen in der Kirche ein und hat sich als schwuler Kirchenmitarbeiter geoutet. Die sexuelle Orientierung sei zwar Privatsache, er wolle damit aber offen umgehen: "Als Jugendlicher mit 14 Jahren in der Firmrunde hätte ich mir auch gern ein schwules Vorbild in der Kirche gewünscht", erklärte er. Er wolle nun selbst in diese Rolle schlüpfen.
"Die heutige Lebensrealität vieler Jugendlicher hat nur wenig mit der homofeindlichen Einstellung des Vatikan gemeinsam", unterstrich Tobias Kirschner, ehrenamtlicher Vorsitzender der KJÖ. Die KJÖ wolle theologisch-fundierte Anstöße zu ihrer Erneuerung und Veränderung geben. Mit gehissten Regenbogenfahnen hätten bereits etliche Pfarren gegen die Position der vatikanischen Glaubenskongregation protestiert, dass lesbische, schwule, bisexuelle und Transgender-Partnerschaften nicht gesegnet werden dürfen.
Infos: www.katholische-jugend.at/regenbogen
Quelle: Kathpress