Zehn Jahre Queer-Gottesdienste
Die Gottesdienste für Menschen jenseits einer heterosexuellen Orientierung oder binären Geschlechtsidentität in der Linzer Ursulinenkirche gehen ins zehnte Jahr, berichtete die Kirchenzeitung der Diözese Linz (Ausgabe vom 24.9.2024).
Auf zehn Jahre zurückzublicken heißt auch, auf Entwicklungen schauen. „In den ersten Jahren sprachen wir von Gottesdiensten für lesbische und schwule Menschen“, erinnert sich Franz Harant. Der Seelsorger ist auch Ehe- und Familienberater sowie Pionier der Regenbogenpastoral.
„Auch homosexuelle Menschen mussten erst erfahren, dass es weitere geschlechtliche Identitäten gibt“, erklärt er, warum heute von Queer-Gottesdiensten die Rede ist, die sich an LGBTIQ*-Menschen wenden. LGBTIQ* steht für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual und Queer. Das Sternchen ist ein Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten.
Erfahrungen
Eine frühe Erfahrung war zudem, dass man Gottesdienste für diese Gruppe nicht einfach mit anderen Gottesdienstgemeinden verbinden sollte. „LGBTIQ*-Menschen feiern, ob geoutet oder nicht, immer schon in Pfarren Gottesdienste mit. Gleichzeitig wollen sie aber als Gruppe zudem eigene Gottesdienste feiern, so wie es auch spezielle Liturgien für Frauen gibt“, sagt Harant.
Nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche würden sie zunehmend sichtbar. „Vor Gott sind alle Menschen als seine Ebenbilder von gleicher Würde und gleichem Wert“, betont Harant, „deshalb haben Christ:innen aller sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten unter Gottes Himmel Platz.“ Noch sei die Kirche kein geschützter Raum.
Diesen will die Gottesdienstreihe bieten, die jetzt ins zehnte Jahr geht. Erster der sechs Termine ist der 2. Oktober (19 Uhr, Ursulinenkirche, Linz). Eingeladen sind auch solidarische Menschen. Zu den Gottesdiensten kommen laut Harant Mitfeiernde aus ganz Oberösterreich, der Interessent:innenkreis besteht aus knapp 40 Personen. Es sei eine kleine Gottesdienstgemeinde, aber ein wichtiges Zeichen, erläutert der Seelsorger. Andere Diözesen beginnen erst mit dem regelmäßigen Angebot.
Sichtbar
In Linz ist die Regenbogenpastoral auch auf der Linzpride, der Solidaritätskundgebung mit LGBTIQ*-Menschen sowie der Demonstration für deren Rechte, vertreten. „2025 nehmen wir bereits zum vierten Mal daran Teil“, sagt Paul Neunhäuserer. Er ist Referent für Ehevorbereitung, Trauungspastoral und Regenbogenpastoral in der Diözese Linz.
Neunhäuserer betont, dass alle Menschen von Gott angenommen sind. Die Reihe der Queer-Gottesdienste des Jahres 2024/25 endet am 11. Juni 2025 als „Pride Prayer“ im Rahmen der Linzpride.
Termine auf www.dioezese-linz.at/regenbogenpastoral
Bericht der Linzer Kirchenzeitung
(jp/26.9.2024)