Bunt wie der Regenbogen
Von Renate Stockinger
Im Vorjahr emeritierte Franz Harant nach 25 Jahren als Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz. In dieser Zeit hat er auch die Regenbogenpastoral in Österreich entscheidend mitgestaltet, deren Leiter er weiterhin bleibt.
Foto: www.markus-schneeberger.at
Sein Berufsleben war so bunt wie der Regenbogen. Hunderte Menschen hat Franz Harant in seiner Tätigkeit als langjähriger Pfarrer von Pasching, als Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger der Diözese und nicht zuletzt als diplomierter Ehe-, Familien- und Lebensberater begleitet. Unverheiratete und Verheiratete ebenso wie Geschiedene und in zweiter Ehe verheiratete Menschen, heterosexuelle Paare ebenso wie gleichgeschlechtliche Frauen- und Männerpaare. Kurzum: alle, die das wollten. Er macht da keinen Unterschied: „Das Beziehungsleben von gleichgeschlechtlichen und heterosexuellen Paaren ist sehr ähnlich bis identisch“, weiß er aus seiner Tätigkeit als Berater und Begleiter. „Liebe, Treue, Zärtlichkeit, Sexualität, Streit, Kommunikation – das sind Beziehungsdynamiken, die überall gleich sind und überall gelebt werden wollen.“ Weshalb er auch früh begann, sich für Begleitung und Segnung aller Paare, eingeschlossen LSBTIQA*-Personen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle, Queere, Asexuelle und *Sonstige) – also Regenbogenpersonen –, einzusetzen. Damit setzte er den Weg seiner Vorgänger fort und gestaltete in Österreich, aber auch in Europa die Regenbogenpastoral entscheidend mit.
SELBST SOZIALISIERT
Wie das alles kam? Überraschend eigentlich. Denn ursprünglich stammt Franz Harant aus „einer antikirchlichen Familie“, wie er sagt. Seinen Weg suchte und fand er alleine: „Ich habe mich selbst hineinsozialisiert in die Kirche über Katholische Jungschar und Arbeiterjugend“, erzählt der 68-Jährige. Nach mehrjähriger kaufmännischer Tätigkeit machte er erst noch ohne Matura die Ausbildung zum Religionslehrer. Dann jedoch kristallisierte sich für ihn immer stärker heraus, dass er Priester werden sollte und wollte. So legte er die Berufsreifeprüfung ab, studierte Theologie. 1986 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1995 war er als Familienseelsorger und in der Regenbogenpastoral der Diözese Linz tätig sowie ab dem Jahr 2000 in der Österreichischen Regenbogenpastoral, die er seit 2015 leitet.
DIE SUCHE GEHT WEITER
Die wertschätzende Annahme aller Menschen war ihm immer wichtig und ist es auch heute. „Niemand kann sich seine sexuelle Orientierung aussuchen. Homosexuell ist man oder ist man nicht, wie man auch heterosexuell ist oder nicht“, sagt er. Auf der ganz praktischen und der moraltheologischen Ebene habe sich die Sexualmoral der Kirche bereits weiterentwickelt. Aber die lehramtliche Weiterentwicklung stehe noch aus, sagt der in Timelkam aufgewachsene Geistliche. Er ist überzeugt: „So viel Anfang war noch nie. Die Suchbewegung in der römisch-katholischen Kirche, speziell im deutschsprachigen Raum, geht weiter. Das Entscheidende ist für mich, dass es Gottes Segen für Frauenpaare und Männerpaare gibt. Der ist nicht zu verwalten – der ist zuzusprechen.“ Denn, so Franz Harant: „Gott macht keine Fehler, sondern Unterschiede. Und er liebt diese Unterschiede.“
aus: "spirit", MitarbeiterInnenmagazin der Katholischen Kirche in Oberösterreich, Ausgabe 07/Juni 2021