Ein neue seelsorgliche Gangart
Heterosexuelle sowie homosexuelle Menschen bringen ihr Leben in verantwortlicher Liebe und verlässlicher Treue mit Gott in Verbindung. Im Blick auf Gott erfahren und deuten sie ihr beglückendes Miteinander in der gelebten Liebesbeziehung sogar als "Fundstelle der Gegenwart Gottes". Im Leben der Menschen ist viel sittlich Gutes da, wie Liebe, Treue, Verlässlichkeit, Fürsorge und Verantwortung füreinander. Dieses Gute gilt es wertzuschätzen, verdient Gutheißung und ist segenswürdig. Einige Menschen wünschen sich von der Kirche Orientierung, Begleitung sowie Gottes Segen als Zuwendung und Hilfe für ein gutes Leben. Gottes Segen als urmenschliches Bedürfnis kann nicht begrenzt werden. In diesem Dokument wird betont, dass es keine moralischen Vorbedingungen gibt, also "keine vorherige moralische Vollkommenheit verlangt" (25.) wird.
Grundsatzerklärung
Weltweit gibt es unterschiedliche Zugänge zu gleichgeschlechtlichen Lebensformen und auch zu Menschen in zweiter Ehe. Die nun vorliegende jüngste Erklärung des Glaubens-Dikasteriums über Segnungen ist eine Grundsatzerklärung, die von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt wurde. Dieses Schreiben ist eine weltweite pastorale Grundlage und Handlungsanleitung für alle, ein wichtiger, positiver Schritt in der Begleitung von Menschen. Damit hat so manche Unsicherheit ein Ende und für Seelsorgende ist Handlungssicherheit gegeben.
So viel Anfang war noch nie!
Mit dieser Vatikanerklärung und ihren pastoralen Perspektiven ist ein guter Entwicklungsprozess angestoßen und eine neue Gangart eröffnet. Die "Segens-Heilsalbe" bringt niemand mehr zurück in die Tube. Wir werden in Österreich Formen finden, das positive Anliegen umzusetzen. Die dezentrale Einzelfall-Seelsorge braucht jedoch eine Abstimmung in den Expertisen und Praktiken, damit Qualität gewährleistet werden kann. Dabei können wir bereits auf bewährte Praxis blicken. In diesem Schreiben steht, dass "geweihte Amtsträger darin geschult werden [sollen], Segen auszusprechen." (35.)
Weitere Schritte müssen folgen
Das ist ein Schritt, auf den noch wesentliche folgen müssen. So manche Praxis in verschiedenen Teilen der Welt ist bereits weiter voran. Zunächst ist dieses Ergebnis als Zwischenergebnis erfreulich, weil nun erlaubt ist, was bislang verboten war, nämlich Zuwendung durch Segen. Unerfreulich wäre, wenn die längst erforderliche Neubewertung der Sexualität auf der Basis humanwissenschaftlicher Erkenntnisse nicht folgen würde. Queere Menschen wünschen sich, dass ausdrücklich akzeptiert, wertgeschätzt und gewürdigt wird, was sie verantwortungsvoll leben.
Mag. Franz Harant
Leiter der REGENBOGENPASTORAL ÖSTERREICH