20. November: Erinnerung an ermordete Transgender-Personen
Jedes Jahr am 20. November begeht die Transgender-Community weltweit den Transgender Day of Remembrance. An diesem Tag trauert sie um jene verstorbenen Transgender-Personen, die in den vergangenen 12 Monaten durch Gewaltverbrechen aus ihrer Mitte gerissen wurden. Mit diesem Gedenken soll auf das Problem der vorurteilsmotivierten, transfeindlichen Gewalttaten aufmerksam gemacht werden.
Ebenso betrauert werden an diesem Tag jene Transgender-Personen, die Stigmatisierung und soziale Diskriminierung durch die Gesellschaft, Ablehnung durch Familie und Freund:innen, mangelhafte transgender-gerechte medizinische Betreuung und finanzielle Not nicht mehr ertragen konnten und freiwillig aus dem Leben schieden.
Initiiert wurde der Transgender Day of Remembrance von Gwendolyn Ann Smith, einer Grafikdesignerin, Kolumnistin und Transgender-Aktivistin aus San Francisco, Kalifornien. Anlass war der Mord an der afro-amerikanischen Transfrau Rita Hester aus Allston, Massachusetts, die im November 1998 in ihrer Wohnung erstochen worden war. Smith gründete daraufhin das Internet-Projekt „Remembering Our Dead“. Ein Jahr später, im November 1999, wurde zum ersten Mal der Transgender-Personen erinnert, die Opfer von Gewaltverbrechen geworden waren. Aus diesem Internet-Projekt zu Ehren von Rita Hester ging später der internationale Transgender Day of Remembrance hervor.
Trans Murder Monitoring Project
Seit April 2009 sammelt und analysiert das Trans Murder Monitoring (TMM) Projekt der Menschenrechtsorganisation Transgender Europe (TGEU) Berichte über Ermordungen von Transgender-Personen in der ganzen Welt. Jeweils im November werden vor dem Transgender Day of Remembrance die aktuellen Zahlen für die vorangegangenen zwölf Monate veröffentlicht.
Im November 2023 vermeldete das TMM Projekt 320 Morde, die in den vergangenen 12 Monaten an Transgender-Personen verübt wurden. Die überwiegende Mehrheit (94 Prozent) betraf transidente Frauen. 80 Prozent der ermordeten Transgender-Personen waren People of Colour, 45 Prozent der Opfer in Europa Migrant:innen. Transfeindlichkeit, Rassismus und Sexarbeiter:innen-Feindlichkeit erweisen sich in den Statistiken als eine der tödlichsten Kombinationen verschiedener Marginalisierungen. Die am stärksten betroffene Altersgruppe ist die der 19- bis 25-Jährigen.
Dies ist nach den Angaben von TMM allerdings nur die Spitze des Eisbergs, denn systematische, offizielle Aufzeichnungen durch Behörden fehlen. In kaum einem Land wird der transfeindliche Hintergrund von Gewaltverbrechen polizeilich erfasst oder dass es sich bei den Opfern um Transgender-Personen handelt. Auch in Medienberichten scheinen diese Zusammenhänge selten auf. Die Dunkelziffer an vorurteilsmotivierten, transfeindlichen Gewaltverbrechen ist daher sehr hoch, eine verlässliche Schätzung nicht möglich.
Die Regenbogenpastoral Österreich bietet Bausteine für Gottesdienste an, in denen dieser Personen gedacht wird. Fürbitten finden Sie hier.